Als ich noch ein Kind war, waren die
Geschenke bei weitem nicht so großartig, wie sie es heutzutage oft sind:
Die Puppe bekam ein neues Kleid, es gab ein
neues Spiel, das die ganze Familie gleich ausprobierte; die Märklin-Eisenbahn
war nicht für den Sohn, sondern viel eher für den Vater gekauft worden, der
sich damit einen Kindheitstraum erfüllt hatte. Und ich zankte mich mit meinem
Bruder darum, wer denn die Züge fahren lassen durfte ?, was sich ganz und gar nicht gehörte, denn ich war ein Mädchen,
und die hatten gefälligst mit ihren Puppen und nicht mit Eisenbahnen zu spielen!
Heiligabend war der einzige Abend im Jahr, an
dem unsere Gaststätte geschlossen blieb und unsere Familie Zeit für sich hatte,
das hatte mein Vater durchgesetzt. Genauso war es sein Verdienst, dass wir
Kinder nicht mehr so lange aufs Christkind warten mussten.
Ich kann mich noch erinnern, dass wir in
meiner frühen Kindheit zuerst in der Küche zu Abend aßen, und erst danach
klingelte das „Christkind“, wir durften in die warme Stube und unsere Geschenke
auspacken. Später dann fand das Abendessen erst nach dem Geschenkeauspacken in
der „guten Stube“ statt.
Es gab in meiner Kindheit immer das gleiche, damals
ganz besondere, Abendessen an Heiligabend: In einem Feinkostgeschäft der nahe
gelegenen Kleinstadt war Fleischsalat gekauft worden, und beim Metzger für
jeden eine Scheibe Kochschinken. Heute sind dies ganz alltägliche Dinge, die
man einfach so mal vom Metzger mitbringt, aber damals …, zumal normalerweise
nur solche Dinge auf den Tisch kamen, die wir selbst erzeugt hatten.
Ach ja, und mein Vater bekam jedes Jahr ein
kleines Stück Räucheraal, den er sehr mochte, vielleicht so ca. 5 cm davon,
also etwas „für den hohlen Zahn“, und den teilte er auch noch mit mir ?.
Es ist gut, dass diese sehr sparsamen Zeiten mittlerweile
für die meisten von uns Geschichte sind; obwohl man manche Leute immer mal
wieder daran erinnern sollte, damit sie das zu schätzen wissen, was sie
heutzutage haben.
Ich hoffe, dass alle meine Leser einen schönen Heiligabend und 1. Weihnachtstag verbringen konnten, friedlich, ohne Zank und Streit.