hieß die Zwergpudelhündin der Besitzerin des kleinen,
feinen Hotels, in dem ich einige Jahre gerne arbeitete. Bienchen war ganz
plötzlich erblindet: sie war in den Haus-Park gelaufen und kam erblindet
zurück, und kein Arzt, auch nicht z. B. in Gießen in der großen, bekannten
Tierklinik, konnte feststellen, warum und weshalb, und deshalb konnte ihr auch
niemand helfen. Traurig, aber Bienchen fand sich in Haus und Park gut zurecht;
Hunde verlassen sich da sowieso mehr auf andere Sinnesorgane als die Augen.
Und dann kam ich, und Bienchen hatte mich von Anfang an
in ihr kleines Hundeherz geschlossen. Das war sehr schön, aber brachte auch ein
Problem mit sich: Sobald Bienchen mich wahrnahm (egal, wie leise ich
vermeintlich war), jaulte und „schrie“ sie so entsetzlich, bis ich mich um sie
kümmerte, dass alle Gäste im Hotel davon wach wurden. Und ich war fast immer
die, die als Erste morgens kam, denn ich war auch für das Frühstücksbüffet
zuständig, und da wir Frühstück ab 7 Uhr anboten, begann dann meine Arbeitszeit
um 6 Uhr.
Also handhabten wir es so, dass Frau S. irgendwann in der
Nacht aufstand und Bienchen im Wohnzimmer einsperrte, über dem keine
Hotelzimmer waren, und dann, wenn ich etwas Zeit und Muße hatte, sagte dann
meist Frau S.: „Nun gehen Sie schon, und begrüßen Sie Ihre Freundin, damit
endlich Ruhe ist.“ Und die Freude von Bienchen war jeden Tag sehr groß, und
keine der anderen Angestellten wurde von ihr derart lautstark und freudig
empfangen wie ich.
Bienchen und Frau S. sind beide schon lange tot, aber
solange sie in meinen Gedanken sind, sind sie nicht vollständig verschwunden.