Mittwoch, 18. März 2020

Ich teile nun meine Einkäufe nach „Wohnort“ der Helfer*innen auf. Eine wohnt gegenüber dm, eine in der Nähe meines Metzgers, …

getnow hat pünktlich geliefert, aber – klar – nur bis an die Wohnungstür, und ohne Rücknahme von Leergut. Sicher werden sich diese Dinge mit der Zeit bei mir stapeln, aber … Auch eine Unterschrift war heute nicht nötig.

Irgendwie fühlt sich das Einkaufen nicht „richtig“ an. Natürlich habe ich mir (fast) immer einen Einkaufszettel geschrieben. Aber ebenso selbstverständlich gab es immer Dinge, die ich im Laden sah und spontan kaufte; das geht nun nicht mehr. Und besonders z. B. beim Metzger habe ich vieles nur nach Sehen – Gefallen gekauft. Irgendwie bin ich noch nicht in dieser neuen Welt angekommen.

Maike war für mich zum Einkaufen. Manches gab es nicht (mehr), wie die Großpackung Papiertaschentücher bei dm, aber ich bin da noch nicht „abgebrannt“. Auch mein zuckerfreies Schwipp.Schwapp war alle. Aber es hat alles hervorragend geklappt ansonsten.

Samira hat mich in einer mentalen Tieflage angerufen und mir wieder da rausgeholfen. Sie hat sich wegen ihres Asthmas nun doch – auch auf meinen Rat hin – krankschreiben lassen, was wohl einige ihrer Kollegen*innen nicht verstehen. A….leuchter! Ansonsten habe ich sie mal wieder mit meinem Allgemeinwissen, in diesem Fall über den „Stein von Rosette“, verblüfft. Ich werde ihr morgen eine Lektion aus meinem Arabisch-Büchlein „Der Löwe und die Maus“ als PDF einscannen und zuschicken.

Quarantäne kommt von der Zahl 40 – auf italienisch. Denn die Ersten, die so etwas einführten, waren die Venezianer. In Zeiten von Epidemien mussten alle Schiffe, die Venedig anliefen, 40 Tage lang in sicherer Entfernung der Stadt ankern; erst danach wurden sie in die Stadt gelassen.

Ansonsten bin ich etwas lustlos. Ich bin ja auch sonst nicht jeden Tag raus gegangen. Aber, dass man es nun nicht mehr soll bzw. darf, das macht den Unterschied. Obwohl ja meine Quarantäne-Station mit ihren fast 75 qm recht komfortabel ausfällt.

Dienstag, 17. März 2020

So unterschiedlich reagieren „Freunde“: Während Samira, die in einem anderen Stadtteil wohnt, gleich anbot, für mich zum Einkaufen zu gehen, obwohl sie selbst, obwohl jung, wegen ihres Asthmas zu den Risiko-Menschen gehört, haben sich Christian und Monika, die ganz in der Nähe wohnen und gesund sind, in dieser Hinsicht gar nicht geäußert. Daran werde ich bei zukünftigen Essenseinladungen sicher denken.

Mittlerweile hat ein junger Mann, der im Erdgeschoss wohnt, einen Zettel an die Haustür gehängt, dass er gerne Einkäufe für die älteren Mitbewohner*innen erledigt. Es gibt nun, so habe ich den Eindruck, mehr Helfer, als ich Einkäufe zu erledigen hätte 😉. Judith geht immer noch raus, sie hat mir Nachschub an Chips mitgebracht.

Am Morgen beim Zahnarzt, dann beim Gemüsehändler, beim Bäcker. Friseur nächste Woche abgesagt; kein Geburtstag – kein Friseur.

Am Nachmittag mein „Esszimmer“ wieder abgeholt, und noch Orangen und Mango gekauft. Chris getroffen, und dann eine jüngere Nachbarin, die auch anbot, für mich zum Einkaufen zu gehen. Auch Sandra hat sich erboten. Ich bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft.

Montag, 16. März 2020

Am Morgen sagte ich als erstes den Kontrolltermin beim Onkologen ab; 10 Minuten später bekam ich einen Anruf von meinem behandelnden Onkologen, der den Termin absagte 😊. Ich finde es toll, dass er sich selbst die Mühe macht, seinen Patient*innen abzusagen, und das nicht einer der Vorzimmer-Damen überlässt! „Alles richtig gemacht“, sagte er, als ich ihm erzählte, dass ich schon angerufen hatte.

Dann einen Termin beim Zahnarzt vereinbart, das musste sein, denn mit angebrochener OK-Prothese kann man schlecht essen, jedenfalls nichts festes. Da gehe ich morgen gleich um 9 Uhr hin, am Nachmittag bekomme ich dann wieder mein „Esszimmer“ zurück. Und auf dem Weg kann ich dann jeweils ein paar Kleinigkeiten einkaufen, z. B. mein Brot holen.

Auf nebenan.de haben sich Leute gemeldet, die Einkäufe machen, Kinder betreuen, usw., und es gibt für die verschiedenen Stadtteile telegram-Gruppen für Hilfsdienste, da habe ich mich auch angemeldet. Und Kontakt zu zwei jungen Leuten, die eine ganz in der Nähe, die Besorgungen für mich und die anderen älteren Leute in unserem Haus machen möchten. Die Hilfsbereitschaft ist enorm!

Wochenende, 14./15.03.2020

Am Samstag haben wir beschlossen, die Spanisch-Konversation ausfallen zu lassen. Hartmut meinte zwar, dass wir uns in 2 Wochen treffen können, aber ich bin der Meinung, dass wir das erst wieder in sicheren Zeiten tun sollten. Wenn schon, denn schon.

Auch alle städtischen Einrichtungen sind vorerst geschlossen, angefangen mit der VHS, also kein Arabisch, und der DeuNatBibl, also keine Recherchen; alles ist geschlossen: alle Museen, Theater, Konzerte, Zoo, Palmengarten; nichts geht mehr.

Also werde ich auch – mehr übel als wohl – meinen Geburtstag ersatzlos streichen, so wie ich mich gerade fühle. Wenn schon jetzt nicht, dann gar nicht! So fühle ich mich gerade. Und dabei hatte ich mich so auf meinen Geburtstag gefreut. Aber da ich ja 100 werde möchte, …

Den Kontrolltermin beim Onkologen am kommenden Montag werde ich absagen, ebenso den bei meinem Orthopäden in München Anfang April. Eine Stornierung auch der Sparpreis-Tickets der DB ist jetzt möglich. Meine Spanisch-Freundin hat ihren Sprachschul-Aufenthalt in Spanien ebenfalls auf irgendwann verschoben.

D.T. versucht, die Erfinder eines potentiellen Corona-Impfstoffes einer Tübinger Firma dazu zu bewegen, ihm bzw. den USA diesen zur alleinigen Nutzung zu überlassen. Wie krank ist das denn!? Dieser Mensch hat doch wirklich keinerlei Hemmungen! Wie schade ist es doch, dass es ihn (noch) nicht getroffen hat. Ich wünsche es zwar niemandem, aber ihm schon.

Meine Freundin Samira rief an; sie will mir am Dienstag ein Brot vom Bäcker mitbringen; lieb von ihr. Nur, was ich nicht verstehe: Auf der einen Seite hat die Stadtverwaltung alle Einrichtungen geschlossen, auf der anderen Seite soll sie mit vielen anderen zu einer Fortbildung. Das ist doch absurd! Schade für ihren peruanischen Freund, der nun nicht zur Hochzeit seines Bruders nach Peru kann. Er wäre sehr traurig darüber, was ich gut verstehen kann. Ich selbst habe mich wieder gefangen, bin nicht mehr so niedergeschlagen wie gestern.

Freitag, 13. März 2020

Heute morgen rief ich bei meiner alten Hausärztin an, um ihren Rat bezüglich meiner Geburtstagsfeier oder nicht einzuholen. Ich verfalle hier zwar nicht in Panik, aber ich möchte auch kein unnötiges Risiko eingehen; weder für mich, noch für meine Freunde. Sie riet mir, das Ganze abzusagen. Es fällt mir nicht leicht, denn ich habe mich auf diesen Geburtstag sehr, sehr gefreut. Und natürlich habe ich ein paar Tränchen vergossen.

Aber am Nachmittag, als ich mit der U-Bahn zusammen mit vielen Fremden unterwegs war zur Podologin, entschied ich, meinen Geburtstag wie geplant zu feiern.

Morgen werde ich dieserhalb mit meinen Freunden, die ich eingeladen habe, telefonieren, und dann endgültig entscheiden.

Ich sah junge Frauen, die sich zum angeblichen Schutz irgendwelche bunte Tücher um Nase und Mund gebunden hatten. Eine davon sprach ich auch darauf an; nicht böse, sondern ich meinte: „Das gibt Ihnen wohl ein beruhigendes Gefühl.“, was sie bestätigte. Aber im Prinzip ist es doch für die Katz‘.

Auch meine Nachbarin Judith will sich nun eine Maske umbinden, da ihr das irgendwer eingeredet hat.

Die DeuNatBibl ist ab kommendem Montag geschlossen. Ich habe mir aus einem Buch einige Links notiert. Ich saß heute mitten in der Handbibliothek mit vielen, vielen Büchern, z. B. einer vielbändigen „Enzyklopädie der Märchen“; wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. Da könnte man lesen ohne Ende. An diesem Nachmittag waren die meisten Lesetische besetzt, ich musste länger suchen, bis ich einen Platz fand. Offenbar ist es morgens leerer, verständlich, da doch viele Studenten da recherchieren.

Am Abend dann wollte Nora wissen, ob die Spanisch-Konversation stattfindet; ich warte noch auf Antwort von Hartmut.

Donnerstag, 12. März 2020

Am Morgen zur Hausärztin, Rezepte holen. Ich saß im Wartezimmer und musste husten. Eine Frau regte sich fürchterlich darüber auf – könnte ja Corona sein! Ich verließ das Wartezimmer und stellte (später holte ich mir meinen Rollator aus der Anmeldung und setzte) mich vor die Tür zu anderen, u. a. einer älteren Chinesin 😉. Sie war der gleichen Meinung wie ich: Irgendwo sitzt ein Gott mit einem großen Buch; und wenn er das zuschlägt, ist Deine Zeit abgelaufen. Corona-Virus hin oder her.

Eine Blog-Freundin erzählte, dass sie zum Einkaufen war, kurz husten musste, weil sie sich an ihrer eigenen Spucke verschluckt hatte, und eine Frau in hysterisches Geschrei ausbrach deswegen.

Das wird sicher noch schlimmer. Und ich glaube nicht, dass sich da bei manchen Leuten viel geändert hat seit dem Mittelalter.

Herr Trump macht es ja vor. Erst war es eine „Erfindung der Demokraten“, nun sind die Europäer daran schuld. Hoffentlich trifft es ihn selbst!

Unsere hr-Symphoniker haben alle Konzerte abgesagt, jedenfalls öffentlich. Man kann sie sich auf arte oder auf hr2 anhören und -sehen. Ich habe erst im Mai wieder eine Karte, schaun wir mal. Aber ich finde es vernünftig.

Bei dem Metro-Lieferdienst getnow ist viel mehr los als all die Monate vorher, in denen ich schon dort bestelle; alle Lieferzeiten sind besetzt bis kommenden Mittwoch. Na gut, ich habe es nicht soooo eilig. Außerdem erhielt ich am Morgen von ihnen eine Mail, dass ihre Lieferer die Wohnungen nicht mehr betreten, die Waren nur bis zur Wohnungstür bringen, und auch im Augenblick kein Leergut mehr zurücknehmen.

Dienstag, 14. Januar 2020

Immer mal war ich wach in der Nacht, und habe dann doch Judiths Aufbruch ins Krankenhaus verschlafen. Sie rief mich gegen 9 Uhr an, da hatte sie schon ihr OP-Hemdchen an, um mir zu sagen, dass sie schon am Nachmittag aufstehen und laufen müsse.

Ich musste heute zum Ultraschall zu den Nephrologen. Termin 11 Uhr, tatsächlich war es dann fast 12 Uhr; ich wollte schon nachfragen, ob sie mich vergessen haben 😉. Soweit ist alles wohl in Ordnung, bis auf eine kleine Zyste an der rechten Niere, wegen der aber nichts gemacht werden muss. Genaueres erfahre ich sicher übermorgen, wenn die behandelnde Ärztin mir das Ergebnis telefonisch mitteilen wird.

Gegen Abend habe ich dann mit Judith telefoniert. Sie war noch etwas neben sich wegen der Narkose, aber sie steht schon auf. Genaueres wird sie mir morgen sagen können, auf jeden Fall wäre alles gut gelaufen, hätte der Arzt gesagt.

Am Abend mich eine Weile um Takko gekümmert, erst in „seiner“, dann in meiner Wohnung. Und dann habe ich ihn wieder zurückgebracht, die Lichter ausgeschaltet, die Vorhänge vorgezogen, alles nach Vorschrift 😊.

Freunde hatten in der Zeit meiner Abwesenheit angerufen, ich rief zurück; wir müssen uns mal wieder treffen. Ich werde sie auch zu meinem Geburtstagsessen einladen. Dann ist der Tisch voll. Mein Menü steht, und ich habe das gesuchte Rezept für eine Süßkartoffel-Suppe gefunden.

Montag, 06.01.2020

Am Morgen, kurz nach 10 Uhr, kam die getnow-Lieferung.

Ich versuchte, in dem Hausarzt-Zentrum in der Nähe einen Termin zu bekommen und hörte: „Für die Anmeldung drücken Sie bitte …“ – aber es meldete sich niemand, und ich hörte Musik, und dann das Besetztzeichen. Beim zweiten Anruf kam ich zumindest bis zum „normalen Freizeichen“, unterbrochen von Musik 😉, ehe das Besetztzeichen kam, beim dritten Anruf kam gleich das Frei-Signal, dann aber wieder Musik, … nach dem vierten Versuch gab ich erstmal auf. Und nach einigen weiteren am Nachmittag dann vollständig – und rief bei der früheren „Kompagneuse“ 😉 meiner bisherigen Hausärztin an, und dort habe ich einen Termin morgen kurz vor 12 Uhr. Ich fand es schon vor einigen Jahren, und finde es immer noch, unmöglich, dass eine Hausarztpraxis nicht telefonisch erreichbar ist!

Am späten Nachmittag kamen wieder meine Spanisch-Konversations-Freunde. Es waren vergnügliche und lehrreiche Stunden, wie immer.

Wochenende, 04./05.01.2020

Ich habe einen schweren Entschluss gefasst. Aber von Anfang an:

Wegen meines Essentiellen Tremors hatte ich auch mit der Neurologin in München gesprochen und ihr u. a. erzählt, dass ich den Betablocker, der zur Linderung dieser Beschwerden empfohlen wird, nicht vertrage, da ich davon Herzschmerzen bekäme. Und sie riet mir, es doch mit einer Erhöhung des Betablockers zu versuchen, den ich sowieso nehme.

Also nahm ich dann nach Absprache mit meiner Hausärztin statt 2×1 3×1 Tablette, konnte aber nicht so recht eine Verbesserung des Tremors feststellen. Deshalb reduzierte ich wieder die Dosis. Aber bei dem Silvester-Seminar war dann mein Zittern wieder sehr schlimm.

Also hatte ich nun die Dosis nochmal erhöht auf 4×1, und das hätte ich wohl nicht tun sollen. Am Samstagabend ging es mir gegen Mitternacht (ich nehme immer gegen 21 Uhr meine abendliche Dosis) sehr schlecht, mir war entsetzlich schwindlig, und ich begab mich relativ früh zu Bett.

Am Sonntagmorgen nahm ich keinen Betablocker, und so langsam besserte sich mein Zustand, und ich musste doch nicht die Spanisch-Konversation am Montag absagen.

Aber dieser Vorfall brachte mich zu dem schweren Entschluss, für die Zukunft besser zu einem Hausarzt in der Nähe zu gehen, denn in einem solchen Zustand könnte ich ja nicht mit dem Auto zu meiner Hausärztin fahren. Natürlich kann ich mir meinen Hausarzt nach meinem Willen aussuchen, aber da ich wegen des Diabetes an einem DMP-Programm der Krankenkasse teilnehme, muss ich dann da auch hingehen, und kann nicht von einem Arzt zum anderen „springen“. Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile.