Dienstag, 25. Oktober 2022

Erst sah es ganz gut aus mit der Bahn, aber letztendlich hatten wir dann doch fast 1 Stunde Verspätung 🙁 .

Aber es hat alles geklappt mit dem PCR-Test und auch mit dem Hotelzimmer.

Am Bahnhof habe ich mir noch ein paar Croissants gekauft, denn irgendetwas muss man ja essen; und nun sitze ich in meinem Zimmer und langweile mich. 😀

Gestern hatte mir Helga wirklich noch eine Mail geschickt:

„Hallo Gudrun! Ich wünsche dir Glück und Segen! Ich bin so froh, dass du ungefähr weißt, was auf dich zukommt und dass du einen Plan B hast. Helga „

Worauf ich nach längerem Überlegen schrieb: „Hallo Helga, wenn du ehrlich gewesen wärst, dann wäre mein Plan B schon mein Plan A gewesen. Du hast nun die zweifelhafte Ehre, die erste Person zu sein, die ich für E-Mails sperre. Denn im Gegensatz zu dir suche ich mir meine Freunde nach dem Charakter aus und nicht nach dem Gewicht, und LügnerInnen passen da nicht rein. Gudrun „

Und nach dem Absenden dieser Nachricht und dem Sperren ihrer Emails ging es mir endlich besser und ich konnte diese leidige Geschichte für mich abhaken.

Morgen früh geht es also in die Klinik.

Bis dann.

Montag, 26. September 2022

… Und wie Helga vor einem Jahr, als ich das erste Mal dort war zu Untersuchungen, sagte: „Wie schön, dass wir uns nun öfter sehen können.“ Ich frage mich immer noch täglich, was da dann plötzlich in sie gefahren ist.

Ich werde bei Annegret anfragen, ob wir am 25.10. zusammen Mittagessen können.

Heute habe ich bei der Mobilitätsservice-Zentrale der Bahn meine Wünsche angemeldet: Begleitung am 28.10. zum Zug in Kiel und Hilfe beim Einsteigen mit Rollator, und Hilfe in der Nacht beim Aussteigen hier in F und Begleitung zum Taxi. Denn ich weiß vom letzten Mal, dass man nach der Behandlung einige Tage lang eine Gangschwäche haben kann, und da will ich keine Risiken eingehen. Und da die Bahn das anbietet, … Ich glaube, ich sollte mal 5-€-Scheine sammeln. 😀

Am Abend bekam ich dann die Bestätigung, dass das alles so in Ordnung geht.

Hier am Haus wird mir sicher der Taxifahrer behilflich sein (für ein entsprechendes Trinkgeld) und wenn alle Stricke reißen, hat mir Judith angeboten, dass ich auch in der Nacht bei ihr klingeln könnte. DAS ist eine Freundin!

Barbara brachte mir heute für die angebotene Opern-Karte ein Kästchen mit Käse-Gebäck aus der nahen Konditorei. Die werde ich mit Claudia verzehren, wenn sie ihre Abo-Karte abholen kommt. Vielleicht lade ich dazu auch Judith ein, denn die beiden kennen sich auch.

Montag, 12. September 2022

Das Zerwürfnis mit Helga aus Kiel beschäftigt mich sehr. Vor allem die Tatsache, dass sie all die Zeit über, in der ich doch mehrmals bei ihr war, ganz anders redete als nun, nachdem ich ihr sagte, dass sie mich sehr verletzt habe mit ihren Äußerungen.

Damals sagte sie, dass sie sich mit mir so gut unterhalten könne wie mit keinem/-r Anderen, dass meine Anwesenheit in ihrem Haus für sie ganz entspannt ablaufe, anders als selbst bei ihren Kindern oder Enkeln, und nun sagt sie genau das Gegenteil:

„Wir sind sehr verschieden, haben natürlich sehr verschiedene An- und Einsichten zum Leben. Wirklich Freundinnen könnten wir darum kaum werden.“ Und dass sie mir aufgrund meines Übergewichtes weder Respekt noch Achtung entgegenbringen könne.

Ich weiß, dass ich das einfach abhaken sollte, aber es fällt mir schwer, dies mit so einer Lüge zu tun. Ich bin ein ehrlicher Mensch, und wenn ich etwas sage, dann meine ich das auch so. Jetzt verstehe ich erst so richtig, was W. meinte, als er genau das sagte, warum er mich so mag: Dass ich nicht nur irgendwas daherrede, sondern auch selbst danach handele. Das sollte mir ein Trost sein.

Mittwoch, 7. September 2022

Am Morgen bekam ich Post von Helga, und ich kann sagen, dass ich mit meinem Brief an sie alles richtig gemacht habe. Sie gab zu, dass sie ein Problem mit übergewichtigen Menschen hat, und dass wir deshalb nie Freundinnen sein könnten. Wie oberflächlich und intolerant ist das denn?

😀 Judith und ich haben daraufhin beschlossen, dass wir auch nicht mehr befreundet sein können, denn sie wälzt sich des Nachts immer in ihrem Bett herum, während ich ganz ruhig schlafe. 😀

Heute sind angekommen: meine beiden Perückenhalter, noch ein Lomo vom Iberischen Schwein, diesmal klassisch mit geräuchertem Paprika, und ein kleiner weißer Teppich, den ich über einen Fleck im Teppichboden legte, der von der Teppichbodenreinigung stammt. ☹

Montag, 5. September 2022

Heute wieder ein ganz ruhiger Tag. Ich erledigte ein paar Dinge, die liegengeblieben waren, und natürlich beschäftigte mich weiterhin die Angelegenheit mit Helga. Aber ich bin immer noch davon überzeugt, dass ich da nicht einfach mehr zu ihr hin könnte, um bei ihr zu wohnen; dafür steht zu viel zwischen uns, was nicht mehr zu reparieren ist.

Das mit den Zügen von HH nach F ist gar nicht mehr so einfach, denn die meisten fahren wegen Bauarbeiten gar nicht mehr bis F-Hbf, ich muss da Alternativen suchen.

Helga

Ich kenne bzw. kannte einige Helgas: Die langjährige Freundin in Wien, die ich über das nicht mehr existierende blog.de kennengelernt hatte, mit der ich mich immer mal auf ihrer Durchreise am Flughafen oder Bahnhof traf, wenn sie da umsteigen musste, die ich mal 10 Tage in ihrer kleinen Wohnung in Wien besuchte, und die mich hier in F auch einmal für ein paar Tage besuchte und davon sprach, dass wir das wiederholen müssten. Da ich der Meinung bin, dass man Bilder von Verstorbenen posten darf, hier zwei Fotos von ihr; das eine ist vom Flughafen, wo wir gegenseitig unsere Füße fotografierten 😉, das andere machte ich bei meinem Italiener von ihr (und sie eines von mir), wo sie gerne saß. Ich denke oft an sie.

Dann die Helga in Kiel, die mittlerweile 85 Jahre alt ist, die ich vor einigen Jahren auch einmal für eine Woche besuchte, die ich über die Kammermusikkurse der MAS kennengelernt hatte, von der ich kein Foto zeige, und die Helga aus Hamburg, die auch nicht mehr unter uns weilt, und von der ich hier erzählen möchte, von der ich aber, glaube ich jedenfalls, kein Foto habe.

Mein letzter Ehemann war mit dem Mann dieser Helga befreundet gewesen; er starb an Krebs, und mein Mann begleitete Helga durch diese schwere Zeit. So lernten wir uns kennen und freundeten uns an.

Helga, die wohl alleine nicht so gut zurechtkam, anders kann ich es mir nicht erklären, lernte dann einen rechten Stinkstiefel kennen, der ein Reihenhaus in HH-Neugraben sein Eigen nannte. Geheiratet hatten sie nie, warum auch?! Wir besuchten sie einmal dort.

Dann begleitete mich Helga durch die kurze Krebserkrankung meines Mannes. Sie gab mir Halt, ich konnte mich immer an sie wenden, sie hatte das gleiche ja schon mitgemacht.

Sie und ihr Neuer machten gerne Urlaub in Meck-Pomm an der Müritz. Und er kam dann auf die Idee, sein Haus in HH zu verkaufen und in eine Mietwohnung in Waren a. d. Müritz zu ziehen. Ich hielt das für einen kompletten Blödsinn, denn er war auch nicht mehr gesund, musste oft zum Arzt oder in ein Krankenhaus, und diese Einrichtungen sind in Großstädten eher vorhanden als in Kleinstädten.

Dann entdeckte man bei Helga am Hals eine Geschwulst, die sich als Metastasen einer Krebserkrankung herausstellten. Mein damaliger Hausarzt tippte gleich auf ein Lungen-Ca. Um das zu verifizieren, musste sie nach Rostock zu einer speziellen MRT-Untersuchung, da man diesen sehr kleinzelligen, dafür umso aggressiveren Krebs nur so lokalisieren konnte.

Aber ihr erzählte man nichts von der tatsächlichen Gefährlichkeit ihrer Erkrankung, sondern man machte erst mal eine Chemo-Therapie, und noch eine, … und fast zu ihrem Ende hin legte man ihr noch operativ eine Magensonde zur künstlichen Ernährung, aber immer noch sagte man ihr nicht die Wahrheit, wohl aber ihrem Lebensgefährten, diesem …

Dann, ich war gerade von einem Klarinettenkurs zurückgekommen, telefonierte ich mit ihr, und sie bat mich, zu ihr zu kommen. Und noch in der gleichen Nacht fuhr ich mit dem Zug über Berlin nach Waren, wo ich am nächsten Morgen ankam.

Ich besuchte sie, und fand sie mit Infusionen im ehemaligen Wohnzimmer, ohne richtiges Bett, auf der Couch nächtigend, es war einfach schrecklich anzusehen. Und sie wusste immer noch nicht, wie es um sie stand. Das änderte sich, denn die sie umgebenden Arschlöcher (Partner, Nachbarn, die mich sehr abwehrend behandelten) hatten wohl Angst, dass ich ihr die Wahrheit über ihre Erkrankung sagen würde. Jedenfalls erzählte sie mir einen Tag später, dass ihr Partner sie nun „aufgeklärt“ hatte mit den Worten „Wir haben ja nie gedacht, dass Du einmal vor mir sterben würdest“.

Was mir auch aufgefallen war, als ich dort war: Irgendwelche Behandlungen wurden wohl zwischen dem Pflegepersonal und ihrem Partner ausgekungelt, sie war da gar nicht involviert. Ich hätte da gerne meinen Mund ganz weit aufgemacht, aber hielt ihn dann doch, um das alles nicht eskalieren zu lassen.

Als ich dann wieder zuhause war und dort anrief, verweigerte mir dieser Herr ein Gespräch mit Helga, dann erzählte er mir, sie wäre wieder im Krankenhaus, aber das Krankenhaus wusste von nichts. Und irgendwann erzählte die frühere Fußpflegerin von Helga in HH einer anderen gemeinsamen Bekannten, mit der ich auch in Kontakt stand, dass Helga verstorben wäre. Uns Freundinnen von ihr hatte der A… gar nicht benachrichtigt. Bis heute wünsche ich diesen Angehörigen, Nachbarn, Ärzten und Pflegern, die ihre Situation schamlos ausgenützt haben, ohne sich an ethische und rechtliche Grundsätze zu halten, alles nur erdenklich Schlechte. Ich nehme an, dass auch ihr Partner mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden weilt; hoffentlich ist er mühevoll und schreiend vor Schmerzen gestorben, und keiner hatte sich um ihn gekümmert.

Ich sollte mal nachforschen, wo sie beigesetzt ist … irgendwann nach Corona.

Liebe Helgas, R.I.P., ich denke an Euch.