In meiner Familienchronik ist zu lesen, dass es einen
Bäcker gab, * 1853, der in London lebte und arbeitete, dort seit 1885 mit einer
Engländerin namens Andrews verheiratet war, 9 Kinder zeugte, im vornehmen
Stadtteil Highgate wohnte, und im Dezember 1916 an „Schwindsucht“ starb.
Daraufhin unterrichtete die Witwe die Familie, dass sie der Kinder wegen, damit
diese keinen Nachteil hätten, den deutschen Namen abgelegt und ihren
Mädchennamen als Familiennamen angenommen hätten. Das ist die Vorgeschichte.
In der Familienchronik ist auch die damalige Londoner Adresse
verzeichnet. Und klar, dass ich auf Google Earth schaute, ob es sie immer noch
gibt. Und lt. Google Earth müsste es sie noch geben.
Als dann der aus England stammende Fagottist unseres
Trios mal wieder nach London reiste, nahm er den Auftrag mit, diese Anschrift
zu erkunden. Und es kam dabei zupass, dass er sowieso in diesen Stadtteil wollte,
weil:
Er hatte einen Freund, dessen Kinderfrau (sowas hat man
natürlich) eine glühende Verehrerin von Karl Marx gewesen war, und aus diesem
Grund auf dem Friedhof von Highgate, wo auch K.M. begraben ist, bestattet worden
war. Und dieser Freund bestimmte, dass nach seinem Tod seine Asche genau dort,
bei seiner Kinderfrau, der er näher stand als seiner „richtigen“ Familie,
verstreut werden solle. Und seine Freunde taten dies auch – in einer Nacht- und
Nebel-Aktion, heimlich, still und leise.
Und deshalb wollte Dennis, der Fagottist, also zu diesem
Friedhof, in diesen Stadtteil. Aber:
Google hatte gelogen, ein Haus mit der verzeichneten
Nummer gab es nicht mehr, aber auch den Friedhof besuchte er nicht, denn es
hatte dann angefangen zu regnen, und Dennis hatte keinen Schirm dabei. 😊
Nun sah ich dieser Tage auf Netflix mir einen Film an mit
Diane Keaton: „Hampstead Park – Aussicht auf Liebe“, und da hatte D.K. ein Date,
und die Einladung dazu lautete: „Wir treffen uns bei Karl.“ Eben Karl Marx.
Also sah ich nun wenigstens Bilder dieses Friedhofs.