Aussteuer

Eine langjährige, weit über 80jährige Blog-Freundin in Berlin, die ich bei einem Berlin-Besuch vor vielen Jahren auch persönlich kennenlernte, schrieb heute einen Post über ihre alte, ererbte Bettwäsche, und dass sich die jungen Frauen damals doch sehr viel Mühe machten, ihre Aussteuer schön zu gestalten. Sie vermisst, dass heutzutage nichts Vergleichbares mehr existiert.

Aber, liebe E., diese jungen Damen seinerzeit hatten auch nichts anderes zu tun. Sie saßen zuhause und warteten auf einen Mann, der sie heiraten wollte, und hatten sehr viel Zeit, Bettwäsche und Nachthemdchen und andere Dinge kunstvoll zu besticken. Sie mussten/durften nicht zur Arbeit gehen, das taten nur „arme Mädchen“, und die wiederum konnten sich solchen Firlefanz nicht leisten.

Alles hat, wie immer, seine zwei Seiten.

4 Gedanken zu „Aussteuer“

  1. Mit meiner Tochter habe ich auch mal über das Thema „Aussteuer“ sprechen wollen. Sinngemäß kam die Antwort: ‚Nö, ich kauf mir das einfach.‘ Heute machen die Mädchen (zumindest die meisten) eine Ausbildung und verdienen ihr eigenes Geld.
    Mir wurde damals die Aussteuer mehr oder weniger aufgezwungen. Weil das Geld bei meinen Eltern nicht so dicke war gab es die Teile für das Kaffeeservice zu Geburtstagen und Weihnachten. War mit 14 / 15 (da etwa fing es an) kein „tolles“ Geschenk.

    1. Bei mir war es ähnlich, da gab es schon von klein auf zu Festtagen Teile des Tafelsilbers, den Rest dann von Verwandten zur Konfirmation. Aber Bettzeug, das kauften meine Eltern schon, das wurde nicht mehr handgemacht und bestickt, da bekam ich nur einige Teile aus dem vorhandenen Bestand meiner Erzeugerin. Auch z. B. Nachthemden mit Filethäkeleien u. ä. Noch heute habe ich eine feine Leinenbluse mit Lochstickerei, die ich mir mal aus einem Nachthemd machte.
      LG, G.

  2. Ein paar solcher Stücke von einer alten Tante existieren sogar noch 😀
    Als wir in unsere gemeinsame Wohnung zogen, ging es nur darum „Was ist nötig“. Die mit Monogramm bestickten Leinen-Servietten gehörten nicht dazu *gg*.

    Liebe Grüße

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