Dienstag, 28. Januar 2020

Schon früh am Morgen meldete sich W. mit der Nachricht, dass es heute Abend nichts wird mit dem Spinat-Essen. Er kommt von Berlin und muss morgen früh weiter nach Hannover. Schade, aber ich hatte mich schon mental auf diese Nachricht eingerichtet.

Am Morgen regnete es fast immer; aber am Nachmittag wurde es besser, und so ging ich nach meiner Siesta zu meinem Metzger und in die Apotheke. Unterwegs traf ich Alex, meinen früheren Mit-Hausbesitzer, den seine Pflegerin im Rollstuhl durch die Gegend schob. Manches weiß er noch nach seinem schlimmen Unfall, den er vor Jahren hatte, anderes … Er meinte heute, dass seine Frau ihm erzählt hätte, dass sie mich in Spanien am Meer getroffen habe; aber weder seine Frau noch ich waren in letzter Zeit dort. Im Prinzip hat er als wohlhabender Mann es ja gut. Er hat eine Wohnung im Erdgeschoss, zusammen mit seiner Pflegerin, auch seine Frau kümmert sich. Aber wie sähe es denn für Leute wie mich aus? Wir wären höchstwahrscheinlich auf ein Pflegeheim angewiesen, wo nur das Nötigste getan werden könnte (nicht aus Nachlässigkeit, sondern vor allem aus Zeitmangel), also würde man – so sage ich oft – dreimal am Tag gewendet, und sonst würde nichts passieren. Also bin ich froh, dass ich eine Patientenverfügung habe, in der bestimmt ist, dass bei mir vorher alle Maschinen abgestellt würden. Aber auch bei ihm wäre das sicher so, wenn sich nicht seine Frau um sein Wohlergehen sorgen würde. Wenn er alleinstehend wäre, ginge es ihm auch nicht so gut.

2 Gedanken zu „Dienstag, 28. Januar 2020“

  1. Sollten wir einmal Pflege benötigen, weiß ich auch noch nicht, wie es laufen soll. Es wird garantiert auch dann nicht genügend Pflegekräfte geben.
    Wir haben uns zu zweit mehrere Monate um unsere Mutter gekümmert. Trotzdem sind für jeden weit mehr Stunden zusammen gekommen, als in einem Vollzeitjob. Wir haben es sehr gerne gemacht, aber es ist hart.
    Eine Patientenverfügung ist wichtig. Hoffentlich hält man sich im Fall der Fälle daran.

    Liebe Grüße

    1. Normalerweise tut man das. Bei diesem Herrn wollten die Ärzte die Maschinen schon abstellen, aber die Ehefrau widersprach dem. Wie gesagt, sie kümmert sich, hat aber mittlerweile auch schon die 80 überschritten. Der einzige Sohn lebt in England. Wie das mal endet? Aber für weniger betuchte Leute sieht so etwas ganz anders aus.

      LG, G.

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